„Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“ Hermann Hesse

Eine alte Weisheit, mit einem noch immer aktuellem Bezug! Wer Dingen auf den Grund gehen will, plant, sie unter Umständen zu ändern, muss hinter Fassaden schauen. Man darf sich nicht von dessen Wirkung beirren lassen und muss sich der Strömung entgegenstellen.

Am letzten Freitag erhielt ich auf dem Campus eine ganz typische Werbeausgabe einer studentischen Zeitung. Genauer gesagt, wurde sie mir in die Hand gedrückt. Nach einer kurzen Überlegung entschied ich mich dazu sie mitzunehmen und nicht wie jeder Zweite in den Müll zu schmeißen, da der Herausgeber durchaus lesenswerte Artikel veröffentlicht, zu deinen man eine Meinung haben kann.

Alle konsumieren Cola und immer mehr Szenegetränke schwemmen geradezu auf den Markt. Gerade im lokalen Umkreis. Es ist cooler ein Getränk, das nur 10 km vom Eigenheim entfernt hergestellt wird zu konsumieren, als ein anderes. Man denkt aufgrund des allgemein gültigen Trends saisonal, lokal und nachhaltig. Zudem kommt der Gedanke mal rebellisch sein zu dürfen. Auch Guerilla-Kampagnen gegen die Marktführer haben so ihre Reize. Der kleine Dissident möchte dem Großen, dem Branchenprimus, mal eins auswischen: „Ich trinke, also bin ich“ – Angelehnt an das „cogito ergo sum“ von Descarte.

Ein anderes Getränk trinken, als der Markt in erster Linie hergibt ist besonders und reizt. Man zeigt sich gerne und es fühlt sich gut an eine extravagante Flasche mit einem Wiedererkennungswert in der Hand zu halten.

Nur unter Umständen ist es gar nicht soviel besser und sorgt für ein Machtgefälle im kleineren und mittleren Branchenbereich, ohne dass man es weiß, geschweige denn ahnt! Stattdessen setzt man mit der eigenen Konsumhaltung die wirklich kleinen Getränkehersteller zusätzlich unter Druck. Denn man muss hinter die Fassade schauen, um die wirklichen Alternativen zu erkennen.

Unternehmen, die sich durch eine ganz eigene Denke auszeichnen und völlig neue und innovative Strategien fahren, so dass im Idealfall jeder, an der Wertschöpfungskette beteiligte, davon leben kann. Nach eigenen Möglichkeiten, auf den Kosten von keinem. Das wirkt sich sowohl auf die Zulieferer, wie auch Konsumenten aus. Alles wird nach Abstimmung und in einem gemeinsamen Konsens entschieden, ohne Verträge, in einem fluiden Gebilde, einem Netzwerk. Das ist flexibel und verknüpft. Basierend auf Vertrauen und dem Ziel Synergien zu generieren. Man ist Teil eines Komplexes, bei dem es keine Verlierer gibt, sondern nur Gewinner. Denn der Geschmack ist genau so, wie ihn die Konsumenten gerne hätten. Auch der Flaschenpreis ist in einem fairen Abstimmungsprozess entstanden. Alle Personen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind sollen nach ihrem Anteil von dem Produkt leben. Alles Utopisch?

Kürzlich noch in einem Podcast gehört, in einem Fernsehbeitrag gesehen und heute gelesen! Die Umsetzung schlicht weg oder einfach ein Mann, der seinen idealistischen Königsweg gegangen ist und es probierte: ein Cola-Getränk, welches die bisherige Wirtschaftsordnung auf den Kopf stellt. Es werden keine Marketingkampagnen geschaltet und auch keinem Endverkäufer Subventionen angeboten, damit dieser andere Marken aus dem Sortiment nimmt. Ein Querdenker, der mit einem Team voran geht. Ein Umdenken initiiert und mit seinem zugehörigen Projekt andere Menschen in ihrem Tun und Handeln auf diesem Weg noch unterstützt. Ein Mann der eine Idee und eine Vision hat, kann Berge versetzen und sich abkehren vom Lehrkapitalismus und sich einer neuen Stabilitätsökonomik öffnen. Man muss die richtigen Fragen stellen und der Strömung entgegengehen, um zur Quelle zu gelangen und um einen Situationswechsel zu erzeugen. Vielleicht hast du ja ähnliches erlebt und eine Lösung parat. Denn wenn jemand schon so mutig ist und bis zur Quelle kommt, warum soll man denn nicht so mutig sein, einen neuen, vielleicht besseren Strom zu erzeugen?

Vgl. Katharina Heckendorf 2015: Die Zeit Campus Nr.4 Juli/August 2015: Extraheft, Einer muss es schlucken, S. 7-11.